Tags darauf nahmen wir die Fähre und begaben uns
wieder zurück ans Festland nach Bodø. Da befand sich zu den Zeiten des
kalten Krieges ein wichtiger Stützpunkt der NATO. Von dort starteten
jeweils die berühmten U2-Spionageflugzeuge nach Südkorea, um dazwischen
ein paar Föteli von ein paar geheimen Sowjeteinrichtungen zu machen. Die
nicht minder berühmte irische Rockband mit demselben leicht merkbaren
Namen hat sich übrigens denselbigen von diesem Flugzeug ausgeliehen. Im
nationalen norwegischen Luftfahrtsmuseum in Bodø kann man sich eine
originale U2 anschauen.
Etwas weiter unten in
Trondheim – der zweitgrössten
Stadt Norwegens – trennten sich dann R.’s und meine Wege endgültig.
Er nahm den Zug nach Stockholm und den Flieger heim, ich nahm den Wagen
und fuhr damit nach
Lillehammer, der Olympiastadt 1994, wo es zwei
olympische Medaillen für Sportler aus meinem geliebten Heimatdorf
Einsiedeln gab! (Silber für Urs Kälin im Riesenslalom, Bronze für
Andreas Schaad im Teamwettkampf der nordischen Kombination.) Alle
Olympia-Resultate findet man übrigens unter http://www.olympics.com.
Die Sportanlagen dort sind ziemlich beeindruckend. So
habe ich z.B. die Olympiaschanze erklommen, einen Blick ins
Langlaufstadion geworfen, und das olympische Museum in der Eishockeyhalle
besucht. Die interessanteste Stätte allerdings habe ich nicht gefunden
– eine komplett unterirdische Eishalle, weit drinnen im Berg gelegen.
Dagegen habe ich die Eiskunstlaufhalle 50 Kilometer weiter südlich in
Hamar besucht. Die Halle wurde in Form eines umgedrehten
Vikingerbootes
gebaut – ziemlich eindrücklich.
Den nächsten Stopp legte ich in der Hauptstadt ein,
auch
Oslo genannt. Dort hausen rund ein Viertel aller Norweger, darunter
auch der König mit Family. Der Königspalast ist recht bescheiden, wenn
man ihn mit den Behausungen anderer Berufskollegen in Europa vergleicht.
Die englischen Royals z.B. haben sehr viel mehr Volksvermögen in ihre
Bauten investiert als ihre norwegischen Verwandten. Ich könnte mir sogar
vorstellen, dass sich einige schweizerische CEO’s weigern würden, ihre
Büros in dieser lausigen Hütte einzurichten.
Ansonsten ist Oslo eher ein grosses Dorf als eine
Grossstadt, und es ist immer viel los. Das Autofahren ist teuer, da einem
ständig irgendwo eine Mautstelle im Wege steht. Aber die norwegische
Kapitale ist definitiv einen Besuch wert.
Da Oslo ganz am südöstlichen Ende Norwegens liegt,
führte mich mein Weg schon bald wieder nach Schweden, genauer nach Göteborg.
In diese Stadt wollte ich unbedingt, nur schon wegen dem Namen:
Göteborg,
die Stadt der Götter. Ob diese Übersetzung korrekt ist, weiss ich nicht.
Götter habe ich jedenfalls keine angetroffen – nicht einmal einen
Halbgott oder wenigstens einen Heiligen oder sowas. Die Chance, in einem
Einkaufszentrum gleich beim Bahnhof einen alten Schulkameraden zu treffen,
mit dem man 10 Jahre lang zusammen die Schulbank gedrückt hat, aber den
man seither fast nie mehr gesehen hat, obwohl man im gleichen Dorf wohnt,
ist viel grösser als die Chance, in Göteborg oder anderswo auch nur
einen kleinen Halbgott zu treffen. Der alte Schulkamerad hört übrigens
heutzutage auf den Namen Erich Kälin, früher hiess er aber „Güggi“,
da seine Eltern in ihrem Restaurant „Güggeli im Chörbli“ verkauften
bzw. heute immer noch verkaufen.
Noch schwerer zu finden als Halbgötter sind in Göteborg
übrigens Telefonkabinen. Seit die Schweden grossmehrheitlich mit Handys
ausgerüstet sind, werden die altertümlichen Kabinen ausgemustert und
verschrottet, und der handylose Tourist sucht verzweifelt die ganze Stadt
nach einer Kabine ab. (Hätte er die Hotelrezeption gefragt, hätte er die
Kabine gleich nebenan in zwei Minuten gefunden...)
Das allerbeste an Göteborg war das Hotel. Nach
diversen Übernachtungen im Zelt und in kleinen Hütten auf Campingplätzen
leistete ich mir mal wieder ein wenig Luxus. Ich nahm mir eine der besten
Absteigen am Platz, das „Elite Plaza“. Das ist ein Hotel mit einem Typ
mit weissen Handschuhen vor dem Eingang, der Dir die Autoschlüssel aus
den Fingern zerrt, um den Karren umgehend in die exklusive Parkgarage zu
kutschieren. Und beim Abreisen kriegt man den Wagen gereinigt wieder zurück!
Wow! (Anmerkung an meine Bosse: Sowas könnte man doch auch bei der
Profidata einführen...?!?)