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Dunkel

Tja, wie ist sie denn nun, die 439822_16_Nordkapp.jpg (12579 Byte) Mitternachtssonne? Eigentlich sieht es gar nicht besonders aus. Die Sonne steht halt recht tief am nördlichen Horizont, und es ist wohl etwa so hell wie bei uns eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Ich habe mir die Mitternachtssonne immer als eine Art Dauer-Sonnenuntergang vorgestellt, aber irgendwie war es heller. (Es war auch heller, als es auf den Fotos ausschaut.)

Die Helligkeit ist natürlich ein Problem, wenn man als Südeuropäer im hohen Norden schlafen will. Besonders, wenn man im Zelt übernachtet, wie wir dies beim Nordkapp getan haben. Morgens um zwei scheint durch irgendeine Ritze die Sonne mitten ins Gesicht, und der Körper schaltet sofort auf Tagbetrieb und ist hellwach. (Das ist bei meinem Körper ganz besonders komisch, denn zuhause läuft er sonst grundsätzlich bis mindestens 10 Uhr auf Nachtbetrieb, unabhängig vom Sonnenstand. Ausserdem kann er merkwürdigerweise an einem Sonntagnachmittag problemlos bei vollem Tageslicht schlafen.)

Aber man gewöhnt sich mit der Zeit an die Helligkeit. Schliesslich ist es im Sommer in weiten Teilen von Skandinavien taghell, auch in den Gebieten südlich vom Polarkreis. (Ich habe mich übrigens unheimlich auf die heimische Dunkelheit mit sichtbaren Sternen gefreut, bin aber nicht sicher, ob ich seit meiner Heimreise jemals einen Blick auf die Milchstrasse geworfen habe. Das muss ich unbedingt noch nachholen.)

Am Tag danach nahmen wir die zweistündige Wanderung zum 439822_10_NoerdlPunkt.jpg (13360 Byte) tatsächlichen nördlichsten Punkt unter die Wanderschuhe. In der ersten Stunde führte der Weg über eine weite Ebene, um in der zweiten Stunde in eine Schlucht mit einer Bucht am Ende abzufallen. Nach 2 ˝ Stunden fanden wir uns auf einem endlosen Strand wieder, und ärgerten uns über das Reisebuch. Der blöde Autor hätte wirklich erwähnen können, dass er mit den zwei Stunden nur den Hinweg meinte, und dass man die zwei Stunden nur mit Jogging einhalten kann, und dass der Rückweg einiges beschwerlicher ist, und überhaupt!!!

Nach endloser Marschiererei kamen wir dann doch wieder zu unserem Auto zurück – halbtot, aber wenigstens noch lebend.

So, von jetzt an führte der Weg endlich mal wieder nach Süden. Wir klapperten der Reihe nach die wichtigsten Städte im Norden Norwegens ab, und die hören auf die schönen Namen Hammerfest, Alta und Tromsø.

Aus Hammerfest habe ich vor vielen Jahren einmal eine Postkarte von meiner Gotte bekommen, darum wollte ich da schon immer mal hin. Ist eine hübsche Stadt mit Hafen und der grössten Fischfabrik Skandinaviens. Ihr habt bestimmt schon mal die panierten Stäbchenfische der Marke „Findus“ gegessen? Die Chance ist ziemlich gross, dass diese Fische auch schon mal in Hammerfest waren, nur hat es den Fischen hier wohl weniger gut gefallen.

In fast jeder nordnorwegischen Stadt gibt es ein Museum über den 2. Weltkrieg. Norwegen wurde in dieser Zeit von Deutschland besetzt. Die Wehrmacht hatte grosse Verbände dort oben stationiert. Der Grund dafür waren die englischen Versorgungslinien nach dem russischen Nordpolarhafen Murmansk. In den Gewässern nördlich vom Nordkapp sind damals viele Schiffe versenkt worden. Ausserdem befürchtete Hitler, dass die Invasion der Alliierten in Norwegen statt in der Normandie stattfinden würde. (Naja, wenigstens mit den ersten drei Buchstaben hatte er recht.)

Als sich der Krieg dem Ende zuneigte, befahl Hitler den Rückzug aus Nordnorwegen. Doch vor dem Abzug vertrieben die deutschen Truppen die Einwohner, und zerstörten die meisten Städte und Dörfer total. Kaum ein Haus blieb stehen. Damit wollte man verhindern, dass die Russen in Norwegen einmarschieren und nach Südnorwegen vordringen konnten. „Politik der verbrannten Erde“ nennt man das.

Deshalb sieht man hier oben fast keine alten Häuser, sämtliche Gebäude wurden erst nach dem Krieg errichtet.

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Letzte Änderung am 29. Dezember 2008.

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