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Elchtest

Ich gebe es zu – ich hatte schon ein wenig Angst vor den Elchen. Ihr wisst schon, einige Modelle einer deutschen, nicht-bayerischen Nobelautomarke neigen zu Purzelbäumen, wenn sie mit überraschenden Auftritten dieser typisch skandinavischen Riesen-Geweihträger konfrontiert werden. (Besonders diejenigen Modelle, von denen jeweils zwei auf einem einzigen Parkplatz Platz finden.)

390708_04_Elch.jpg (47064 Byte)Ich persönlich habe nur sehr wenige Elche gesehen. Die waren erstens sehr weit weg, so dass man sie nur mit dem Feldstecher vernünftig beobachten konnte. Auf den Fotos sind nur schwarze Punkte zu erkennen.

Rentiere439822_27_Rentiere.jpg (33338 Byte) sind dagegen sehr viel häufiger. Wieso haben die Autobauer mit dem Stern ihren Test denn nicht „Rentiertest“ genannt? Die Frage ist sehr einfach zu beantworten: Rentiere tauchen niemals plötzlich am Strassenrand auf. Vielmehr stehen sie schon mitten auf der Strasse, wenn das Auto auftaucht, und verziehen keine Miene. Und es käme ihnen nicht im Traum in den Sinn, von der Strasse zu verschwinden.

Solche Situationen eignen sich übrigens vorzüglich, um die Touristen von den Einheimischen zu unterscheiden. Die einen steigen aus und zücken die Fotokameras, die anderen hupen, fuchteln wild mit den Händen herum und versuchen, die Rentiere mittels sanften Berührungen mit der Stossstange zum Verlassen der Verkehrswege zu animieren.

Rentiere sind übrigens keine wilden Tiere. Sie werden von den einheimischen Sami (das sind die Ureinwohner) gezüchtet, laufen aber meistens frei in der Gegend herum. Das läuft also ähnlich wie bei uns die Schafzucht – nur dass die Rentiere nicht von Wölfen gefressen werden.

Wölfe gibt es hier übrigens auch. Die leben aber gesünder als ihre Artgenossen in der Schweiz. Das liegt daran, dass es hier weniger Walliser gibt, die sie zufällig überfahren könnten. Habe aber nie einen gesehen. (Ich meine die Wölfe, einen Walliser habe ich gesehen, der sass meistens auf dem anderen Sitz im gleichen Auto, hat aber nie einen Wolf überfahren.)

Die erwähnte Rentier-Situation widerfuhr uns auf dem Weg ans 439822_21_Nordkapp.jpg (20598 Byte)Nordkapp. Das 439822_09_Nordkapp.jpg (16928 Byte) Nordkapp ist der nördlichste Festland-Punkt Europas. An dieser Aussage stimmen allerdings zwei kleine Details nicht:

  1. Das Nordkapp liegt nicht auf dem Festland, sondern auf einer Insel, die allerdings durch einen Unterwassertunnel festland-mässig erreichbar ist.
  2. Das Nordkapp ist nicht der nördlichste Punkt der Insel, sondern eine nebenan gelegene Halbinsel. Aber diese ist weniger schön als das Nordkapp, ausserdem führt da keine Strasse hin, also hat man sich geeinigt, diese kleinen Unstimmigkeiten zu ignorieren, und den heutigen Standort zum Nordkapp zu erklären.

Der Unterwassertunnel ist 7 km lang und befindet sich am tiefsten Punkt 200 Meter unter der Meeresoberfläche. Zuerst geht es 3,5 km lang steil runter, danach 3.5 km lang ebenso steil wieder rauf. Das ist keine Sache für den geübten Autofahrer. Aber es war wohl ein gröberes Problem für die vielen Velofahrer, die sich ebenfalls durch die Röhre quälten. 3,5 km lang eine Steigung hinauf in einem schlecht belüfteten und schlecht beleuchteten Tunnel? Ich war mit meiner Wahl des Verkehrsmittel äusserst zufrieden.

Das Nordkapp an sich ist nichts besonders. Eine Klippe halt, die zufällig die zweitnördlichste Europas ist. Und das bleibt sie nur, solange der Nordpol seine Position nicht wechselt, was er alle paar Millionen Jahre mal tut. Die Berühmtheit ist also wahrscheinlich nur von kurzer Dauer, in geologischen Zeiträumen gerechnet, natürlich.

Also musste man sich was einfallen lassen, um die Touristen an diese normale Klippe zu locken. Und die Norweger haben sich was einfallen lassen! Sie haben das Nordkapp-Zentrum439822_15_Nordkapp.jpg (21986 Byte) gebaut.

Im Zentrum hat es einen Souvenirshop (natürlich), ein Restaurant und ein Postbüro, das bis morgens um 2 Uhr offen hat. Auf dem Dach hat es eine Kugel, das eine Hochzeitssuite beherbergt.

Unter dem Komplex gibt’s ein 180-Grad-Kino, in welchem ein sehenswerter Film mit Flugaufnehmen der Gegend dort zu sehen ist. Daneben führt ein Tunnel zur Klippe.

Bei der Klippe hat es eine unterirdische Bar. Da hocken sich die Touristen hin und schlürfen ihre Drinks und Kaffees. Dabei werden sie von einer einheimischen Band unterhalten, die Whitney Houston und The Beatles spielen. (Lösungsvariante 4 für das Musik-Problem: Musikinstrument spielen lernen und das Instrument auch auf die Reise mitnehmen. Ideales Instrument aus musikalischer Sicht: Gitarre. Ideales Instrument aus reisetechnischer Sicht: Triangel. Passt auch besser zu meiner musikalischen Begabung.)

Die ganze Zeit schaut man dabei auf eine Art Leinwand. Doch um genau 0:00 Uhr verwandelt sich die Leinwand in einen Vorhang, der heraufgezogen wird, um den Blick freizugeben auf die vorüberziehende Mitternachtssonne.

Es ist ein komisches, aber auch ein gutes Gefühl, irgendwo im Nirgendwo in einer stilvollen Bar zu sitzen, und die Wunder der Natur zu beobachten. (Bescheuert, aber trotzdem ein gutes Erlebnis! Siehe auch die Pinguine in Neuseeland.)

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Letzte Änderung am 29. Dezember 2008.

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