Die nächste Tagesetappe endete nach endlos
scheinenden 504.9 Kilometern in Pello. Das ist darum bemerkenswert, weil:
- Pello
liegt in Finnland, wobei nicht wirklich ein grosser Unterschied
zwischen schwedischen und den finnischen Wäldern besteht.
- Pello
liegt knapp nördlich vom Nordpolarkreis. Das bedeutet, dass dort am
21. Juni jedes Jahres die Sonne für 24 Stunden nicht untergeht –
was uns am 9. Juli allerdings nicht sehr betraf.
Es gibt in Skandinavien wohl keine einzige
Polarkreis-überquerende Strasse, an der kein Souvenirshop Plüsch-Elche,
Modelle von Vikingerschiffen und Wollpullover verkauft. Ansonsten ist die
Gegend eher unspektakulär – flach und bewaldet halt.
Weiter ging’s nach Norden. Ich weiss, dass das
langsam langweilig wird. Aber wenn man ans Nordkapp will, dann muss man
halt einfach nach Norden reisen, bis einem das Festland ausgeht!
Doch hier oben wurde die Landschaft endlich
interessanter. Die Bäume wurden kleiner und rundlicher, und langsam aber
sicher wurde aus dem Baum ein Busch. (Nein, nicht George Double-U! Die Büsche,
die ich meine, haben einen höheren IQ.) Der Wald verwandelte sich immer
mehr in eine Tundra, je näher wir norwegischen Grenze kamen. Und als wir
dieselbe überquert hatten, sahen wir endlich mal was anderes als Wald:
Berge!
In Neuseeland war ich manchmal etwas enttäuscht,
dass die Gegend dort fast wie unsere Alpen aussah. Doch hier war ich überglücklich!
Jawoll! Endlich sah man mal etwas, das aus dem Wald herausschaute! Gipfel
anstatt Wipfel, yeah!
Hier oben hatte ich eines der schönsten Erlebnisse
der ganzen Reise überhaupt. (Für Norwegen-Spezialisten: Wir drehten nach
Kautokeino nach Osten ab und fuhren nach Karasjok.) Wir wechselten uns
beim Autofahren relativ regelmässig ab, und für diese Teilstrecke sass
ich am Steuer. Die Strasse führte durch die menschleere Wildnis und
kreuzte ab und zu wilde
Flüsse. Und es ging nicht einfach geradeaus! Es
gab eine Kurve nach der anderen, ausserdem ging es rauf und runter!
Endlich musste man mal wieder runterschalten, um eine Steigung zu
erklimmen, oder um unbeschadet um die Kurven zu kommen. Nach 1'200
Kilometern geradeaus war das eine Wohltat. Und das beste war die Musik: Im
Autoradio steckte nämlich eine von mir selbstgebrannte CD mit Filmmusik,
wie z.B. den Titelmelodien aus „Braveheart“, „Titanic“, „Forrest
Gump“ oder „Indiana Jones“. Märchenhafte Musik in einer märchenhaften
Landschaft. Ich rechnete ständig damit, dass irgendwoher Mel Gibson mit
blau geschminktem Gesicht dahergeritten kommt, um uns seinen nackten
Hintern entgegenzustrecken, wie er das ja gelegentlich tut.