Freitag, 17. Oktober 2003
Heute machten wir eine Bootstour in der Gegend von Baracoa
. Ein alter Kubaner namens Raffaelo ruderte uns einen Fluss hinauf und anschliessend wieder runter. Der Typ soll 81 Jahre alt sein! (Aber gemäss Reiseleiter Jorge soll sich diese Zahl bei jedem Besuch verändern...) Seine Mutter sei auch noch am Leben, und zähle bereist 105 Lenze!
Anschliessend durften wir auf der "Isla Raffaelo" diverse exotische Früchte direkt ab den Bäumen kosten. Die Kokosnüsse holte er gleich
selber runter, indem er höchstpersönlich auf die Palme kletterte. Mit mehr oder weniger 81 Jahren! Die Kokosnüsse öffnete er mit einer Machete, und man konnte den Kokossaft direkt aus der Nuss trinken. Dabei handelt es sich übrigens nicht im Kokosnuss-Milch, wie ich fälschlicherweise annahm. Die Milch wird später durch Pressen des Fruchtfleisches gewonnen. Das
Fruchtfleisch selber schmeckt bei frischen Kokosnüssen
überhaupt nicht nach Kokosnuss. Es ist auch nicht fest, sondern irgendwie so schwabbelig. Sieht ein wenig aus wie Fisch. Erst bei etwas abgestandenen Kokosnüssen wird das Fleisch fest und entwickelt den typischen Geschmack.
Anschliessend gab es noch Guave (eine extrem Vitamin-C-haltige Frucht) und Zuckerrohrsaft direkt aus dem gleichnamigen Rohr.
In Baracoa leben übrigens noch die letzten paar Ureinwohner Kubas. Als
Kolumbus hier ankam, lebten hier rund 600'000 Ureinwohner, die erst ab jenem Tag Indianer genannt wurden. Doch sie wurden alle bis auf ein paar
wenige von den Spaniern abgeschlachtet und verseucht.
Am Nachmittag mieteten mein Mitstreiter Wolfgang und ich zwei echt heisse Töffs und rasten damit durch die Gegend. Born to be wild.
Naja, es waren nur zwei Piaggo-Roller, welche aber doch
so 80 km/h laufen. Damit waren wir in den Dörfern der Umgebung mit Abstand die Schnellsten und die Attraktion des Tages. Wir hatten kein richtiges Ziel und fuhren einfach mal der Atlantikküste entlang Richtung Osten. Und so nach 30 km erlebten wir die Überraschung des Tages:
Die Strasse verschwand plötzlich unter einem riesigen Felsen, der irgendjemand dahin gestellt hatte. Keine Ahnung, wer's war, aber bestimmt kein Mensch. Ich habe während der Reise sämtliche drei Bände der "Lord of the Rings"-Trilogie gelesen, und bin mir deshalb sehr bewusst, welche bösartigen und mächtige Kreaturen da draussen hausen. Muss wohl ein Höhlentroll gewesen sein.
Danach folgten noch wunderschöne Kaltsteinfelsen, die aussahen wie
baufällige
Tropfsteinhöhlen. Später kreuzten wir noch einen
Canyon mit Fluss und Palmen und so, bevor die Strasse in einigen engen Kurven und Windungen die Klippen erklomm.
Weil es so langsam dunkel wurde mussten wir umkehren, aber das war ein tolles Erlebnis.
Samstag, 18. Oktober 2003
Heute verbrachten wir den ganzen Morgen im
Bus. Wir mussten extra früh aufstehen, weil wir um 7 Uhr abfahren sollten. Der Weg führte uns nach
Guardalavaca, wobei Weg stellenweise recht übertrieben war. "Bachbett" kam der Wahrheit gelegentlich näher. Bis hierhin ist der sozialistische Strassenbauwahn noch nicht gedrungen.
Guardalavaca heisst zu deutsch "Hüte die Kuh". Diesen Spruch liessen die Einwohner früher bei ganz bestimmten Gelegenheiten fallen. Wenn ich damals schon hier gewesen wäre, und wenn die Stadt nach meinen Sprüchen bei den erwähnten Gelegenheiten benannt worden wäre, dann hiesse die Stadt heute "Achtungdiepiratenkommen". Aber "Guardalavaca" tönt zugegebenermassen schöner.
Hier logierten wir in einem
All-Inklusiv-Hotel. Das heisst, man kann fressen und saufen soviel man will, ist alles im Preis inbegriffen. Ist ein ziemlicher Kulturschock, denn dies ist ein Ort für europäische Touristen, die auf keinen Fall mit Kuba in Kontakt kommen wollen. Und die dazu noch den Drink an der Hotelbar aus Plastikbecher saufen wollen. Völlig kulturlos. Zum Glück bleiben wir hier nur für eine Nacht.