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Donnerstag, 16. Oktober 2003
Heute ging's weiter in Richtung Westen nach Guantanamo. Da gibt's folgendes:
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| Frauen, genannt Guantanamera. Volksheld José Marti hat mal ein Gedicht über die Frauen von Guantanamo verfasst, welches dann später mit ein paar Musiknoten vermischt zu einem weltbekannten
Song
verarbeitet wurde. Ihr wisst schon:
Guantanamera, guajira, guantanamera.
Yo soy un hombre sincero
De donde crece la palma.
Y antes de morirme quiero
Cantar mis versos del alma.
Guantanamera, guajira, guantanamera.
Mi verso es de un verde claro,
Y de un carmín encendido.
Mi verso es un ciervo herido,
Que busca en el monte amparo.
Y con los pobres de la tierra,
Quiero mi suerte echar.
El arroyo de la sierra
Me complace más que el mar.
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| Wüste und Steppe. Und zwar die einzige Wüste von ganz Kuba. Das liegt daran, dass sich hier zwischen der Atlantikküste im Norden und der Karibikküste im Süden das höchste Gebirge Kubas erhebt. Die Winde aus Richtung Nord regnen sich auf der anderen Seite des Gebirges aus, und im Süden bleibt kaum ein Tropfen für die Amis übrig.
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| Einen amerikanischer Marinestützpunkt mit eingelochten Al-Kaida- und Talibankämpfern. Dies ist einer der letzten Orte der Welt, wo der kalte Krieg noch stattfindet. Zwischen den USA und Kuba hat es hier Stacheldrahtzäune, Wachtürme und Minenfelder wie anno dazumal in Berlin, und es ist sozusagen unmöglich, von einem Territorium ins Andere zu gelangen.
Der Stützpunkt liegt am Eingang der Bucht von Guantanamo auf beiden Seiten, und ist von kubanischen Hügelketten umgeben, von denen man eine grossartige Sicht auf den Stützpunkt hat. Oder besser gesagt hätte, wenn es was zu sehen gäbe, was nicht der Fall ist. Ein paar Gebäude, ein paar Boote, ein paar Öltanks, und das war's. (Ich hatte eigentlich erwartet, hier das einzige, gelbe, grosse "M" von ganz Kuba zu erblicken, denn es gibt sonst in ganz Kuba nirgendwo einen anständigen McDonalds, wo man wenigstens mal was anderes als Reis und schwarze Bohnen zu fressen bekommen würde.) Der Stützpunkt besteht seit 1902, als ein bescheuerter Präsident unter der Fuchtel der USA denen die 116 km2 abgetreten hat. Das ist etwa gleich gross wie der Bezirk Einsiedeln.
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Später fuhren wir dann in Richtung Norden über die
Berge nach Baracoa, der ältesten Stadt Kubas, gegründet 1519. In der Kirche ist ein Kreuz aufgebaut, das Christobal Colon (Kolumbus) persönlich da mal hingestellt haben soll.
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Das Pizza-Experiment
Wie ihr vielleicht mitbekommen hat, isst man in Kuba Reis. Viel Reis. Extrem Viel Reis. Ganz gewaltig krass viel Reis! Für unseren Geschmack jedenfalls zuviel. Und dazu schwarze Bohnen.
Dies liess in unserer Reisegruppe den Wunsch wachsen, mal etwas anderes als Reis zu essen. Dabei machten wir eine interessante Entdeckung: Es gibt in Kuba
auch Pizza! Zwar nur sehr selten,
aber immerhin. Wir beschlossen umgehend, das Pizza-Experiment zu starten. Das bedeutet, dass wir bei jeder sich ergebenden Chance eine Pizza essen würden, und die wissenschaftlichen Resultate dann anschliessend im Internet veröffentlichen würden.
Das sind die wissenschaftlichen Resultate:
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1. Dollar-Pizza, Havanna, 10. Oktober 2003 18:50 Uhr
Ort:
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Take-Away Pizza Service, etwas nördlich vom
Hotel “Presidente” in Havanna Vedado gelegen, unweit vom
vielbefahrenen Malecon, der Uferstrasse.
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Ambiente:
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Ein paar Plastiktische und -stühle unter einem
grossen Sonnenschirm. Die Pizza muss man am Take-Away-Schalter
bestellen, wird einem dann aber in einer Kartonschachtel an den
Tisch geliefert. Kein Besteck vorhanden. Man muss zum Sackmesser
oder zur Hand greifen.
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Zutaten der Pizza:
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Brotboden mit Käse und Tomaten, dazu
Zwiebelringe und Thunfisch. Getränke separat.
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Kosten:
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3.50 USD inkl. Getränke.
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Kritik:
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Boden OK. Der Käse zieht schöne Fäden,
welche aber etwas zu zäh sind. Stammt wahrscheinlich von unglücklichen
Kühen. Tomaten sahen aus wie Tomaten, schmeckten nicht wirklich so.
Dafür schmeckte Thunfisch sehr nach Thunfisch.
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Wertung:
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3 Sterne
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2. Dollar-Pizza, Camagüey, 13. Oktober 2003 20:17 Uhr
Ort:
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Kleines Restaurant, erreichbar durch langen
Fussmarsch vom Hotel. Camagüey hat einen speziellen Grundriss. Die
Stadt wurde so angelegt, dass sich evtl. angreifende Piraten in der
Stadt verirren würden. Gilt auch für hungrige Touristen. Haben später
festgestellt, dass es sich bei dem Restaurant um das zu unserem
Hotel gehörende handelte.
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Ambiente:
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Grosse lange Bar, billige Menükarten, zu
niedrige Holzstühle bzw. zu hoher Tisch. Besteck vorhanden.
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Zutaten der Pizza:
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Brotboden mit Käse und Tomatenpuré
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Kosten:
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2.25 USD inkl. Getränke.
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Kritik:
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Boden zu pampig. Der Käse stark geschmolzen,
überdeckt allfällige andere Zutaten vollständig.
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Wertung:
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2 Sterne
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3. Peso-Pizza, Baracoa, 16. Oktober 2003 19:31 Uhr
Ort:
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Kleine Pizzeria zwei Blocks östlich von der
Kirche.
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Ambiente:
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Schöne Pizzeria mit fachwerkartiger
Holzkonstruktion. Wände dazwischen in Blautönen gehalten. Dunkel
gebeizte Holztische. Sieht aus wie eine richtige europäische
Pizzeria. Besteck vorhanden.
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Zutaten der Pizza:
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Pappe mit hellgelber, schmieriger Substanz und
weissen Fettklumpen
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Kosten:
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15 Pesos inkl. Getränk. (ca. 0.60 USD)
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Kritik:
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Kotzfaktor 95%. Das Fett war wirklich ein
klarer, weisser Fettklumpen, mit dem man ein Sturmgewehr der
Schweizer Armee grossartig hätte einfetten können. Dazu gab es
Leitungswasser mit beträchtlicher brauner Färbung sowie ganzen
Armeen von Bazillen.
Absolut das scheusslichste, was ich je in
meinem Leben zu essen versucht habe. Wir mussten das Lokal umgehend
verlassen, um im erstbesten Dollar-Restaurant den Magen mit grossen
Mengen purem Rum zu desinfizieren. Hat gewirkt.
Wichtige Weisheit für alle Kubareisenden: Wenn
Dir irgendjemand irgendwas Essbares in Pesos bezahlbares verkaufen
will, ergreife sofort die Flucht!
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Wertung:
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Minus 37 Sterne
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Nach diesen letzten Vorkommnissen sahen wir ein, dass unser Experiment extrem gesundheitsgefährdend war, und brachen alle weiteren Versuche ab. |
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