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Samstag, 11. Oktober 2003
Die Nacht haben wir nochmals in Havanna verbracht - das letzte Mal auf dieser Tour. Morgens wurden wir vor dem Hotel von zwei uralten
Ami-Schlitten erwartet, so richtig in Burgunderrot mit Spoilern und Heckflügeln und einer einzigen Sitzbank statt zwei Vordersitzen und so. Wäre nicht erstaunt gewesen, wenn James Dean persönlich aus dem Wagen gestiegen wäre. Die Maschinen stammen aus den wilden 50ern, als der gute Jimmy noch lebendig und der Karren neu und modern war.
Beide Wagen befanden sich noch in einem beneidenswert guten Zustand (besser als mein eigener Zustand an gewissen Tagen!), so dass wir eine pannenfreie Standrundfahrt darin absolvieren konnten.
Zuerst ging's zur
Plaza de la Revolutión. Das ist so was wie unser Bundesplatz, nur dass dort Fidel Castro in der Gegend rumhängt anstatt Sämi Schmid. Fidel hat sich aber nicht blicken lassen, der Feigling! Er residiert gleich hinter einem riesigen Monument zu Ehren von José Marti, dem lokalen Nationalhelden bzw. nationalen Lokalhelden. Der hat vor ewigen Zeiten die Spanier von Kuba vertrieben oder so. Jedenfalls nennen die Cubaños alle Flughäfen, Prachtstrassen
und Feldwege nach ihm. Gegenüber vom Zentralkomitee (den Marionetten Castros) und dem Monument steht das Innenministerium mit einem riesigem Bild von
Ché Guevara, einem weiteren Nationalhelden Kubas und auch das Idol der Althippies, wie's scheint. Ich schreib' später mehr zum guten alten Ché.
Die Fahrt ging weiter zum
Rummuseum, das natürlich aus naheliegenden Gründen speziell interessierte. Doch leider kamen wir gemeinsam mit einer gewaltig riesengrossen Reisegruppe aus unserem nördlichen Nachbarland dort an, und weil ich nur von ganz hinten den Ausführungen der Museumsführerin (in Deutsch) lauschen konnte, habe ich leider überhaupt keine Ahnung, wie Rum entsteht. Was mich leider dazu zwingt, den Rum auch in Zukunft nur zu saufen und statt ihn selber herzustellen.
Mittagessen gab's auf der Dachterrasse des Hotels "Ambos Mundos" mitten in Havanna. (Fisch mit Reis und schwarzen Bohnen.) In dem Hotel gibt's ein Zimmer, in dem Ernest Hemingway mal gehaust hatte. Heute ist das Zimmer ein Museum, darin gibt's zu besichtigen: Eine Schreibmaschine und eine leere Flasche Whiskey. Hemingway war nicht bekannt dafür, dass er irgendeine Flasche mit alkoholischem Inhalt voll gelassen hätte. Aber meine Theorie, dass der Rum für Hemingways Hinschied verantwortlich war, ist hiermit widerlegt. Es war der Whiskey.
Danach ging's
per Intercity-Zug (1. Klasse) und Bus nach Cienfuegos,
quer durch ein gewaltiges Gewitter mit riesigen
Wolkentürmen und Blitzlichtshow. (Wenn wir uns in Kansas befunden hätten, hätte ich mir Sorgen gemacht, denn die Wolken sahen aus wie ein entstehender Tornado.
Aber in Kuba gibt's keine
Tornados, nur gelegentlich einen harmlosen
Hurrican, der die Insel ein bisschen verwüstet. Aber dieses Jahr nicht.)
Am Abend besuchten wir noch ein
Cabaret im Hotel in
Cienfuegos, bei der einige sehr hübsche, sehr braune, sehr leicht bekleidete Damen einige sehr erotische und sehr südamerikanische Tänze aufführten. Daneben waren noch ein paar
Typen an der Show beteiligt, aber die störten nicht sehr.
Sonntag, 12. Oktober 2003
Heute gab es einen Ausflug nach Trinidad. Nicht die Karibikinsel, sonder nur eine alte Stadt auf einer anderen Karibikinsel namens Kuba. Ist die drittälteste Stadt hier, gegründet von den Spaniern auf der Suche nach Gold und Ruhm.
Letzteres haben sie sogar gefunden, allerdings in der Schreibweise ohne das "h".
Bei Trinidad gibt's einen uralten Wolkenkratzer aus der Spanierzeit, genannt
"Torre de Iznaga". Nach dem Mittagessen (Schweinefleisch-Geschnetzeltes mit Kartoffeln und Reis und schwarzen Bohnen) traute sich die halbe Gruppe (inkl. dem Autor) zu, die
133. Stufen des Turms zu besteigen, und alle schafften es auch wieder
runter, wenn auch um Jahre gealtert. (Temperatur: 32 Grand gemäss meinem supermodernen Victorinox-Sackmesser.) Der Turm hat eine
romantische
Geschichte hinter sich. Die beiden Söhne von Bauer Iznaga sollen sich in eine Mulattin verliebt haben, dummerweise in dieselbe. Darum wurde ein Wettbewerb veranstaltet: Der eine sollte ein Loch graben, und der andere ein Turm bauen. Wer das tiefere bzw. höhere Bauwerke erstellte,
sollte die Braut kriegen. Die Geschichte soll unentschieden ausgegangen sein, was ich allerdings nicht glaube: Stellt Euch mal diese Situation vor: Der eine Typ hat ein riesiges, hartes, aufrechtes Ding (Der Turm, natürlich, was denkt ihr denn?), der andere kann Löcher buddeln. Für wen wird sich die Angebetete wohl entscheiden?
Später hatte der Turm dann auch noch einen praktischen Nutzen, denn von der obersten Etage liessen sich bei angenehmer Fernsicht vorzüglich die Sklaven auf den
Zuckerrohrfeldern überwachen.
Am Abend fand nach einer längeren Irrfahrt mit
mehreren Umkehrmanövern und einer nächtlichen, stockdunklen Überfahrt auf einer winzigen Fähre über einen Meeresarm der kulinarische Höhepunkt der ganzen Reise statt. Und diesmal war kein einziges Huhn im Menü:
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- Gang: Krebsfleisch (ohne Scheren und so, nur das Fleisch, mit Tomatensauce.)
- Gang: Fisch (vermutlich Lachs und Hecht)
- Gang: Languste (Lobster)
- Gang: Schildkröte ohne Panzer. (Liebe Tierschützer, beruhigt Euch wieder. Diese Kröte wurde von einem lokalen Fischer gefangen, und gehört ausserdem zur Tradition dieses Landes, das im übrigen ziemlich gut auf seine Natur aufpasst, jedenfalls viel besser als wir, was wahrscheinlich an den fehlenden Finanzen liegt. Die Schildkröte schmecke ein wenig nach Rindfleisch, ist aber fasriger. Dazu gab's 3 Flaschen kubanischen Rotwein. Kuba stellt pro Jahr nur ca. 20 Tonnen Wein her!)
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Wunderliche Details über Mitreisende Teil 3:
Bier
Eine ganz besondere Eigenschaft des Homo Sapiens Germanikus ist: Wenn immer er mit einem anderen Subjekt seiner Spezies zusammentrifft, dann spricht er mit demselbigen über Bier. Habe das Phänomen mehrmals feststellen können.
Die Faszination dieses Themas zu ergründen lag leider weit ausserhalb meiner Fähigkeiten. Doch einiges habe ich doch aufgeschnappt. Folgende Gesprächsthemen sind bei Bierdiskussionen besonders wichtig:
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| Standorte von Brauereien. Der Homo Sapiens Germanikus kann sich weitschweifend darüber auslassen, an welcher Strassenkreuzung in welchem Kaff welche Biere gebraut werden. Diese Informationen werden gelegentlich aufgelockert mit persönlichen Anekdoten, bei welcher Gelegenheit man wann wo welches Bier gekostet habe. Auch der Austausch darüber, welche Brauerei gerade pleite ging bzw. neu eröffnet wurde, ist sehr beliebt.
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| Weiter werden die Geschmacksrichtungen der verschiedenen Biere ausgiebigst verhandelt. Den Geschmack eines Bieres beschreibt man mit dem Wort "herb". Das eine Bier ist ein wenig herber als das andere, welches wiederum viel weniger herb
ist als noch ein anderes. Einzig die Marke "Crystal", bei welcher es sich im Übrigen um eine kubanische Marke handelt, kann mit der Bezeichnung "herb" nicht beschrieben werden. Gemäss meinen Recherchen wird dessen Geschmack gemeinhin mit dem Wort "Pieselwasser" adäquat umschrieben.
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So, jetzt muss ich meine Ausführungen über Bier beenden. Mich interessiert jetzt nämlich viel mehr die Frage, ob ein "Piña Colada" herber ist als ein "Mochito", oder ob ich doch lieber einen "Cuba Libre" vorziehen soll. |
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