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Höhle und Kuh
 

Donnerstag, 9. Oktober 2003

An diesem Tag fuhren wir in den wilden Westen Kubas, wo der Tabak zuhause ist. Tabakpflanzen, soweit das Auge blicken kann. Was nicht sehr weit ist, wenn der Tabak direkt an der Strasse steht.

Doch die Tabakpflanze an sich ist uninteressant. Die Blätter müssen erst runtergerissen, getrocknet, gerollt und verpackt werden, bevor was Schlaues daraus entsteht: Eine kubanische Zigarre! Und wie das funktioniert, besichtigten wir gleich persönlich in einer Zigarrenfabrik.

Dabei handelt es sich um einen grösseren, aber nicht gerade riesigen Saal. Darin sitzen an einem Haufen Tische ein Haufen jüngerer Leute. Alt wird man in diesem Job wohl nicht. Wenigstens hat man bei der Aufteilung an die männlichen Touristen gedacht, die die Fabrik so besichtigen. Die Kubanerinnen sitzen nämlich eher vorne beim Eingang, wo man sie auf den ersten Blick sieht. Weiter hinten nimmt dann der Anteil der männlichen Kubaner zu. (Ist mir nur ganz zufällig aufgefallen...)

Ganz vorne mit Rücken zur Wand sitzt der DJ. Der beschallt die ganze Halle mit unerträglich aber offenbar produktionssteigender Musik. Und wenn die vorgegebene Quote von 95 Zigarren pro Tag einmal nicht erreicht werden sollte, werden die Leute umgehend mit kommunistischen Sprüchen bestraft und/oder bzw. gerade nicht motiviert.

Wir entgingen den Sprüchen, indem wir in unseren Bus stiegen und nach Viñales fuhren. Da gibt's eine 721084_16_Hoehle.jpg (119561 Byte) beschiffbare Höhle. Im Ernst! Um zum Eingang der Höhle zu kommen muss man eine unglaubliche Felswand erklimmen, was aber dank ein paar in den Fels geschlagenen Treppenstufen auch 721084_22_Hoehle.jpg (109159 Byte) für Flachländer möglich war. Anschliessend betritt man die Höhle und steigt die gleiche Höhendifferenz wieder hinunter, bis man tief im Berg an einen unterirdischen  See mit Schiffsanlegestelle kommt. Dort klingelt man, und schon taucht aus dem Nichts ein Boot auf, mit dem man dann durch ein anderes Loch wieder aus der Höhle hinausbefördert wird. Draussen trifft man auf eine Staumauer (ohne die würde es in der Höhle keinen See geben) und einen Typen, der frische Kokosnussmilch und das gleichnamige Fruchtfleisch zum Kauf und umgehenden Verzehr anbietet.

Die Gegend um Viñales herum ist auch ganz hübsch, und deshalb wollte ich dieselbige auch fotographisch festhalten. Ich suchte mir also den perfekten Blickwinkel für mein Meisterwerk und landete mitten auf einer Wiese. Und auf der Wiese hatte es eine Kuh. Und die Kuh hatte überhaupt kein Verständnis für Kunst. Sie senkte ihren Kopf, spitze ihre Hörner und griff mich an! Ich machte unverzüglich einen 721084_32_Vinales.jpg (76745 Byte) eindrucksvollen Sprung nach hinten, mit dem ich der Kuh signalisieren wollte, dass ich der Chef auf dem Platz war, und dass sie mich nicht weiter stören möge. Die Kuh sah dies ein, und brach den Angriff ab. Allerdings blieb sie daraufhin einfach stehen, so dass jetzt halt mitten in meinem Kunstwerk eine Kuh steht.

Mein eleganter Sprung nach hinten wurde übrigens im Nachhinein von Mitreisender Sigrid als "Angst" interpretiert. Da sieht man, dass sie überhaupt nichts vom Umgang mit Kühen versteht. (Ich hoffe, mein Alpöhi-Image kommt nicht von diesem Zwischenfall...)

Ach ja, das Mittagessen bestand an diesem Tag aus: Chicken mit Reis und schwarzen Bohnen

Freitag, 10. Oktober 2003

An diesem Tag bewies Reiseführer Jorge, dass er sich auch im Bereich 721084_34_PinarDelRio.jpg (65969 Byte) der Folterung hervorragend auskennt. Er verknurrte uns doch tatsächlich dazu, das Bett bereits um 5:30 Uhr zu verlassen. Ihr habt nicht falsch gelesen: 5:30 Uhr MORGENS! Als Grund dafür gab er an, dass wir uns am anderen Morgen früh im  Bahnhof von Pinar del Rio einzufinden hätten, um dort einen Zug zu besteigen.

Der Zug fuhr natürlich mit einer Verspätung von einer Stunde ab. Ausserdem kam er nicht bis zum geplanten Ziel, weil eine Brücke zusammengestürzt war. Das waren sehr beruhigende Aussichten. Beim Zug handelte es sich um einen Bummelzug, welcher 272053_05_Bus.jpg (92964 Byte) vor allem von Einheimischen benutzt wird. Sehr grosse Mengen von Einheimischen, so dass sich in jeden Winkel in dem Zug irgendjemand oder sogar mehrere quetschen mussten. An der Endstation wurden wir von unserem Bus abgeholt, und die anderen Passagiere von einem anderen Bus...

Später besuchten wir noch einen Bauernhof. (Nein, nicht von der SVP organisiert, die gibt's hier nicht.) Das war die ärmlichste Behausung, die ich jemals gesehen habe! Eine Holzhütte272053_09_Huette.jpg (93862 Byte), die etwa zweimal so gross war wie mein Badezimmer. Das eine Zimmer war gerade mal so gross wie das Bett. Dafür war die Bauerntocher aber ein ehemaliges Fotomodell. Fotomodelle werden in Kuba offensichtlich nicht reich. Ich habe zwar gelesen, dass es in Kuba keine Slums geben solle, aber diese Hütten hier kamen diesem Begriff schon ziemlich nahe. Ich habe aber später nirgendwo mehr irgendwas ähnlich erbärmliches gesehen.

Zum Mittagessen gab's übrigens: Truthahn (Wurde aber verarbeitet wie Schinken, hat auch fast so geschmeckt) mit Reis und schwarzen Bohnen
Zum Abendessen: Pizza (Jawoll! Das Thema ist so wichtig, dass es ein eigenes Kapitel bekommen hat.)

 

Wunderliche Details über Mitreisende Teil 2:

Die Uhrzeit

Quizfrage: Ihr habt Euch mit einem Wesen der Gattung Mensch verarbeitet, das aus "Franken" stammt. Der genaue Zeitpunkt des Treffens lautet "Fünf nach Viertel Vier". Wenn genau habt Ihr eigentlich abgemacht?

Die Frage 840237_22_Propaganda.jpg (85443 Byte) ist äusserst schwierig zu beantworten. Ich werde es Euch verraten. Wenn Ihr nämlich zu lange darüber nachdenkt, so führt dies zur Überhitzung des Denkorgans, bleibende Schäden sind nicht ausgeschlossen. Dies wiederum führt dazu, dass meine  Krankenkassenprämie noch mehr steigt, und das hasse ich, also hört bitte endlich auf zu denken.

Die richtige Antwort lautet 15:20 Uhr! Wer hat's rausgefunden? Was, nur 3 Leute? Wahrscheinlich meine 3 Mitreisenden aus Franken, die hatten schliesslich Heimvorteil.

Zur Beseitigung aller Klarheiten liefere ich hier eine Übersetzungstabelle, mit deren Hilfe man die Uhrzeit von fränkischer Darstellung in diejenige der normalen Welt übertragen kann:

Franken
Rest der Welt

Viertel Vier

15:15

Dreiviertel Vier

15:45

Fünf nach Viertel Vier

15:20

Fünf nach Dreiviertel Vier

15:50

Ein Drittel nach Dreiviertel Vier

16:05

Sieben Zwölftel nach Viertel Vier

15:50

Alle Angaben wie immer ohne Gewähr.
 

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Letzte Änderung am 29. Dezember 2008.

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