Homepage
Nach oben

Tourbeginn
 

Mittwoch, 8. Oktober 2003

An diesem Tag fand was ganz Aussergewöhnliches statt: Der Beginn der Tour! Dieser war schliesslich lange erwartet, ausserdem taten mir vom vielen Herumlatschen in Havanna die Füsse weh. Da gibt's wirklich nichts besseres als eine gemütliche Busfahrt.

Aber zuerst machte man mich mit meinen Mitreisenden bekannt. Vor diesem Augenblick hatte ich mich extrem gefürchtet! In meinem Alpträumen verfolgten mich Herscharen von wohlbeleibten 272330_29_Castillo.jpg (104742 Byte) Touristen aus unserem nördlichen Nachbarland mit beinahe dreistelligen Altersangaben und Dauerstress, die sich nur über zwei Themen unterhalten würden: Zweit-Weltkriegs-Geschichten und über meinen schönen, schweizerischen Akzent. 

Doch die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Die komplette Reisegruppe bestand nur aus sechs Touristen und zwei Guides. Das ist die Besetzungsliste:

bulletMargit aus Bamberg in Franken bei Nürnberg bei München in Bayern in Deutschland, aber irgendwie nicht richtig in Bayern, aber irgendwie doch. (Die deutschen Bundeslandzugehörigkeiten sind kompliziert.) Sie ist so was wie eine Heilige und 278852_21_Capitolio.jpg (82380 Byte) arbeitet für ein nicht Profit-orientiertes Pharma-Unternehmen, und heilt dort die fürchterlichsten Seuchen, die die Menschheit so plagen. Ich habe die Homepage ihrer Firma angeschaut, und das erste Medikament, das ich gefunden habe, hilft gegen Harninkontinenz. Liebe Margit: Die wahre Bürde unseres Planeten ist nicht Harninkontinenz, sondern HAARAUSFALL! Du würdest besser ein Medikament brauen, dass mein - ähm - ich meine - dass das Haupthaar von anderen Leuten zuverlässig nachwachsen lässt. (Du informierst mich doch unauffällig, wenn's soweit ist...?!)
bulletWolfgang aus Bamberg in Franken bei Nürnberg usw., ist der Ehemann von Margit. Heimlich spielt er unter dem Namen "Jean Reno" in französischen und amerikanischen Filmen mit. Als Beweis habe ich ein Bild von Wolfgang als Wolfgang und eines von Wolfgang als Jean Reno beigelegt. Vergleicht doch selbst! Doch offiziell zugegeben hat er das nie. Stattdessen behauptet er, als Taxifahrer in Moskau zu arbeiten, was allerdings weder für kubanische noch für schweizerische Ohren glaubwürdig klingt.
bulletSigrid aus München, stammt aber auch von irgendwo dort her, wo die beiden anderen leben. Sie ist die baldige Herrin über die Bayerische Oberlandbahn. Zur Zeit amtet sie dort noch 272330_20_ElMorro.jpg (81475 Byte) als Oberbuchhalterin. Aber dort sitzt sie natürlich an der Quelle, um den Laden bald mal zu übernehmen. Obwohl, so sicher bin ich mir da nicht. Sie hat nämlich ständig ein sehr freundliches, fröhliches und liebeswürdiges Grinsen im Gesicht. Entweder ist sie sehr gerissen, oder es fehlt ihr an der nötigen kriminellen Energie.
bulletAusserdem gab's noch ein älteres Pärchen aus Berlin. Doch die beiden haben sich als Warmduscher erwiesen, indem sie nur die erste Woche gebucht hatten, statt wie die anderen die kompletten zwei Wochen herumzugondeln. Doch ich bin gnädig. Ihre Namen sollen hier nicht genannt werden, auf dass ihre Schmach in den 993809_31_ElMorroHavanna.jpg (95548 Byte) kommen Jahrtausenden vom Erdenvolk vergessen werden möge... Herr Berliner hatte eine komische Einstellung zu Schweizern. Irgendwie glaubt er, wir seien alle so eine Art Alpöhis bzw. Heidis. Sobald er mein nagelneues Schweizer Armeetaschenmesser mit Thermo- und Höhenmeter erblickt hatte, waren sämtliche Vorurteile betoniert. Bei Frau Berliner habe ich wohl einen schlechten Eindruck hinterlassen. Ich bin einmal davongelaufen, obwohl sie gerade mit mir geredet hatte. Aber ich habe 278852_15_CheGuevaraInHavanna.jpg (100119 Byte) eine Entschuldigung: Frau Berliner hatte nämlich ein kleines Problem mit der Synchronisation der Blickrichtung ihrer beiden Augen. Woher soll ich merken, dass die Dame mit mir spricht, obwohl sie sonst irgendwohin starrt?
bulletDer sechste Tourist bleibt lieber anonym, damit auch ja niemand merkt, wer den Mist in diesem Bericht geschrieben hat.
bulletDer Führer der Tour hiess Jorge und 272330_16_Capitolio.jpg (88256 Byte) hat im Verlaufe der Fahrt soviel Material der romantischen Art  geliefert, dass ich ihm später in diesem Bericht ein eigenes Kapitel gewidmet habe. Naja, nicht ganz sein eigenes...
bulletDazu gab es noch den Fahrer, der hiess "Labour" oder "Leibor" oder "Läibouär" oder irgendwie so. Ich bin zwar tagelang neben ihm auf dem Beifahrersitz gehockt, aber da leider keine Sprache auf diesem Planeten existiert, die sowohl er als auch ich beherrsche, und da er seine romantischen Verstrickungen besser zu verstecken wusste als Jorge, ist sein Kapitel an dieser Stelle auch schon wieder zuende. 
So, die Besetzung dieser Story ist komplett versammelt, also beginnen wir gleich mit der ersten Actionszene:

Diese startet auf der anderen Seite des Hafens von La Habana. Da hat's ein Kaff namens 839467_14_Jesus.jpg (65448 Byte) Casablanca. 272053_30_JesusKanone.jpg (93361 Byte) Nein, es handelt sich nicht um dasjenige von Humphrey Bogart, und auch nicht um dasjenige von Jorge Bush (Kleines Spanisch-Wörterbuch: Casa = Haus, Blanca = weiss, Jorge = George), sondern um ein ganz, ganz anderes! Und zwar eines mit einem Bahnhof. Und da stand ein Zug bereit. Eine Lokomotive aus den 30er und ein Personenwagen 839467_18_ZugHershey.jpg (107931 Byte) aus den 20ern. Der Zug war ausschliesslich für uns 6 Touristen bestimmt. Dabei handelt es sich um die einzige elektrische Bahn von ganz Kuba. Sie führt nach Hershey, wo früher mal eine Zuckerfabrik des heutigen amerikanischen Schokoladenherstellers Hershey stand.

Ihr fragt Euch jetzt bestimmt, wo denn hier die Action liegt. Ich verrate es Euch: Wir durften Zug fahren. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Jeder, der wollte, durfte den Zug für eine Weile selber steuern! OK, ich gebe zu, dass der Zug eigentlich eher von den Schienen als von uns gesteuert wurde, aber schliesslich gehört zu den Pflichten eines Lokiführers auch die Bedienung des Gashebels und der Bremse.

Der erfolgreiche Abschluss der Lokomotivführerausbildung wurde danach mit der Übergabe von zusammengequetschten und gerollten Tabakblättern in Form einer Zigarre würdig gefeiert. (Leider ist diese historische Auszeichnung in meinem Rucksack kaputt gegangen.)

Noch heute gibt es Gerüchte in Kuba, dass an jenem Tag der erste kubanische Hochgeschwindigkeitszug Kubas östlich von der Hauptstadt erblickt worden sei...

Anschliessend gab es Mittagessen: 721084_05_Papagei.jpg (84123 Byte) Pouletfleisch, dazu Reis mit schwarzen Bohnen in einem Paladares. 

Der Heimweg führte dann noch über ein berühmtes Dorf mit einem berühmten Restaurant an einer berühmten Bucht. Und berühmt wurde all dies nur wegen eines berühmten Menschen: Dem Schriftsteller Ernest Hemingway. Der hat da jeweils rumgesoffen, bevor er an einer kaputten Leber eingegangen ist. Natürlich hat er kubanischen Rum gesoffen, ist doch klar.

Abendessen: Langusten (Lobster) mit Reis und schwarzen Bohnen. 

 

Wunderliche Details über Mitreisende Teil 1:

Die Fränkische Schweiz

Drei von meinen lieben Mitreisenden stammen gemäss eigenen Angaben aus der "Fränkischen Schweiz". Das hat mich dann doch ein wenig erstaunt. Wie kommt eine deutsche Region dazu, sich einfach den Namen meines geliebten Heimatlandes unter den Nagel zu reissen?

Ich habe zu dem Thema ein paar Nachforschungen angestellt:

Die Gegend liegt irgendwo zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg, irgendwo auf halbem Weg zwischen München und Leipzig.

In der offiziellen Homepage www.fraenkische-schweiz.com steht folgendes:
Die Fränkische Schweiz ist eine der 14 Urlaubsregionen Frankens und eine der ältesten und beliebtesten Urlaubsgebiete Deutschlands. Ihr besonderer, einmaliger Reiz liegt in der klein strukturierten, bäuerlich geprägten Naturlandschaft, durch die sich romantisch anmutige Tal-Landschaften mit majestätischen Burgen und Ruinen schlängeln. Idyllische, 278852_34_Fingertyp.jpg (108040 Byte) kleine Dörfer mit schmucken Fachwerkhäusern säumen den Weg der Wanderer und Radfahrer. Kulturinteressierte finden reiche Schätze in der Basilika Gößweinstein, dem Fränkische Schweiz-Museum in Tüchersfeld oder auf Schloss Greifenstein im Leinleitertal272053_26_Capitolio.jpg (83545 Byte), um nur einige Sehenswürdigkeiten zu nennen. 

Was das ganze mit der Schweiz zu tun hat, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht kochen die Leute hier auch Raclette und Fondue. Vielleicht jodeln sie und lassen Fünflyber in Töpfen kreisen. Letzteres könnte auch auf einen Zusammenhang zwischen der "Fränkischen  Schweiz" und dem "Schweizer Franken" hinweisen. Vielleicht stehen auch nur ein paar Berge in der Gegend rum. Jedenfalls habe ich mit Margit und Wolfgang abgemacht, dass ich sie mal besuchen werde, vielleicht werde ich dannzumal in der Lage sein, das Geheimnis zu ergründen.

 

Zurück Weiter


Letzte Änderung am 29. Dezember 2008.

Für Kommentare und Anregungen gibt's das Guestbook
oder schreibt einfach ein Email an den Webmaster.